Expat Life in Barcelona
Autor: Robert Jacobi, Frontend Software Developer
Anfang 2019 eröffnete XXXLdigital einen neuen Standort für Produktentwicklung in Barcelona, Spanien unter der Leitung und größtem Engagement unseres Standortleiters Pedro Naue (erfahr mehr über XXXLdigital in Barcelona in meinem ersten Blogbeitrag).
Das war meine Gelegenheit von Mitte April bis Ende August 2019, also insgesamt 16 Wochen, im Ausland zu arbeiten.
Eine echte persönliche Herausforderung, die auf andere, die gerne im Ausland arbeiten würden aber noch zögern, auch einschüchternd wirken kann.
Deshalb möchte ich in diesem Blogbeitrag einige Fragen beantworten und meine Eindrücke teilen.
tl;dr
Wenn du motiviert bist und gerne im Ausland arbeiten würdest – mach es einfach; wo ein Wille, da ein Weg.
Nimm die neue Kultur und deine neue Umgebung an, sei offen und achtsam.
Genieß deine Zeit und die Erfahrungen und vergiss nicht, auch mal zu entspannen.
Was brauchst du, um ins Ausland zu gehen?
Eigentlich gar nicht so viel, abgesehen von deiner intrinsischen Motivation.
Reizt es dich, eine neue Kultur zu erleben und dich in sie einzuleben?
Bist du offen für Herausforderungen, denen du dich in einer neuen Lebenssituation an einem anderen Arbeitsplatz stellst?
Mit diesen Skills fehlen dir nur noch die Zusage und ein Projekt deiner Firma, dich ins Ausland zu entsenden.
Dabei muss es kein neuer Standort oder ein greenfield project sein. Es gibt viele Gründe, warum eine Firma einen Mitarbeiter ins Ausland entsendet.
In meinem Fall hatte ich das Glück eine wichtige Rolle bei der Suche nach neuen KollegInnen zu spielen. Zusätzlich durfte ich ihnen bei ihren ersten Schritten in einer Firma, von der sie wohl noch nie gehört hatten, helfen.
So sollte ich also nach Spanien gehen und mehrere Wochen in einem Land verbringen, dessen Sprache ich nicht ausreichend beherrschte. Zumindest was meine Freizeit anging, konnte ich mich nicht nur auf meine Programmiersprachkenntnisse verlassen. Also meldete ich mich für einen Sprachkurs für Anfänger am Instituto Cervantes in Wien an, der mich mit einem Grundwissen an Grammatik und gängigen Phrasen ausstattete.
Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich einen „Castellano-Sprachkurs“ besuchte, ein paar Vokabeln in lateinamerikanischem Spanisch mit Duolingo gelernt habe und in der vorwiegend „katalanischen“ Gegend La Sagrera wohnen würde.
Wenn es um eine fremde Kultur geht, wird gerne etwas übertrieben oder das Ganze durch Vorurteile verzerrt – was man so hört und liest sollte man immer mit Vorsicht genießen. Leider ist wirklich etwas Stolz im Spiel, wenn es um Katalanen und Spanier geht und die fließende Grenze zwischen den Sprachen war für einen Neuling wie mich extrem verwirrend. Mit Durchhaltevermögen und wenig Berührungsängsten mit den Sprachen, kam ich innerhalb weniger Tage alleine mit den Basics wie Essen bestellen oder Einkaufen gehen zurecht.
Routine und Gewohnheiten sind eine feine Sache, aber wenn man sich in einer neuen Umgebung wiederfindet, sollte man versuchen, sich so schnell wie möglich einzufügen. Für mich hieß das, mich an die örtlichen Essgewohnheiten anzupassen und den Menschen in meiner Umgebung und den Dingen, die sie beschäftigen, genau zuzuhören. Natürlich versuche ich mich nur temporär einzuleben, aber es dient dem Respekt der Menschen, die hier ihr Zuhause haben. So kann man sich intensiv mit seiner Umgebung vertraut machen und lernt im Gegenzug neue Dinge über sich selbst und seine Gewohnheiten.
Berufliche Herausforderungen
Man braucht eine Menge Aufmerksamkeit und etwas Geduld, um sich an die lokale Kultur und ihre Normen anzupassen. Besonders dann, wenn man dabei ist, ein lokales Team zusammenzustellen.
Ich kann dir nur raten, dieser Aufgabe mit offenen Armen zu begegnen und einen Weg zu finden, die Werte, die du aus deiner Firma und Kultur mitbringst, mit denen deines neuen Umfeldes verschmelzen zu lassen. Mit dieser Einstellung gab es unglaublich viele Momente, in denen ich mir besser bewusst wurde, wie ich arbeite und wie die Dinge um mich herum ablaufen. Das konnte ich nutzen, um die Arbeit für mehr als nur unsere neuen Kollegen zu verbessern.
Manchmal – und Hand aufs Herz, das war öfters als ich erwartet hätte – war ich erschöpft. Es macht zwar Spaß in einer Sprache zu kommunizieren, die nicht die eigene Muttersprache ist (Business English) und das mit anderen Nicht-Muttersprachlern und anderen Akzenten, es kostet aber auch Kraft. Zudem umfassten meine Aufgaben das Recruiting, Onboarding und Mentoring neuer Kollegen, was die Anzahl der gesprochenen Wörter pro Tag wesentlich erhöhte. Als Software-Entwickler, der sonst per Tastatur mit seinem Gerät kommuniziert, ist das nicht ohne und man sehnt sich schon mal nach einem ruhigen Abend.
Es hat mich gelehrt genau auf die Anforderungen einer neuen Aufgabe zu schauen und das gilt unabhängig davon, ob man im Ausland ist oder nicht. Ich habe ein bisschen gebraucht, um mich an die neuen Herausforderungen zu gewöhnen, und auch wenn ich nicht gerade Codezeilen schreibe, sehe ich das als produktive Arbeit an.
Persönliche Highlights
Wie bereits erwähnt gibt es Herausforderungen, wenn man im Ausland lebt und arbeitet, die ich mit dir teilen wollte.
Am Ende des Tages war die Erfahrung aber unglaublich toll und ich kann es nur jedem wärmstens empfehlen, die Gelegenheit zu nutzen.
Sobald Freunde gehört hatten, dass ich in Barcelona arbeiten würde, beschlossen viele mich zu besuchen. So verbrachte ich die Hälfte meiner Wochenenden mit meinen Besuchern. Ich bin dankbar für die Freundschaften und die gemeinsamen Erlebnisse. Was ich aber gelernt habe, ist, dass ich mir aktiv Freizeit einplanen muss, um eine neue Stadt zu erkunden. Und das nicht nur bei 16 Wochen. Schon nach 2-3 Wochen braucht man seine Zeit zum Entspannen.
Alles in Allem
Wie bereits erwähnt wohnte ich in der Gegend um La Sagrera, die sich etwas außerhalb des Stadtzentrums befindet und sich ländlicher, als die überlaufenen Touristen-Hot-Spots Barcelonas anfühlt.
Diese kleine Gegend erwies sich als gemütliche Ecke mit versteckten Geheimtipps, die von Einheimischen betrieben werden und meine Zeit dort wirklich verschönert hat.
Es hat mir auch wieder gezeigt, dass man beim Reisen abseits der ausgetretenen Pfade gehen und sich die Zeit nehmen sollte, die Stadt zu erkunden und etwas Neues auszuprobieren.
Ich hoffe, dass dir dieser Blogbeitrag dabei hilft und dich dazu inspiriert diesen Schritt zu wagen und eine Weile ins Ausland zu gehen.
*English version to be found here